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Politisch motivierte Kriminalität als Abnormitätsfunktion? Erkenntnisse aus der Rechtsextremismus- und Islamismusforschung

Von Dr. Michail Logvinov.

Auszug:

Terroristisches Verhalten ist statistisch gesehen – trotz seiner medialen Ubiquität – ein nach wievor seltenes Verhalten. „Damit tritt es aber zugleich aus dem Verständnishorizont heraus, ausdem die meisten Beobachter ihr eigenes Verhalten und das anderer Menschen interpretieren.[…] Ein Verhalten jenseits unserer Interpretationsmöglichkeiten bezeichnen wir gern als verrückt, als pathologisch, damit sind indessen keine Diagnosen, sondern nur Verständnisgrenzen gekennzeichnet. Gerade extremes, unwahrscheinliches, einem breiten Verständniskonsens entrücktes Handeln muss außerordentlich prägnanten Ordnungsprinzipien unterliegen, wenn es sich überhaupt ereignen soll (Schmidtchen 1981, S. 14).

Ein vermuteter Zusammenhang zwischen psychischen Abnormitäten sowie Persönlichkeitsstörungen und extremistischen bzw. terroristischen Tathandlungen beschäftigt die Wissenschaft unabhängig von extremistischen Spielarten und sorgt nach wie vor für kontroverse Diskussionen. Im Islamismusbereich haben sich Psychologen und Psychiater der Problematik erst im Kontext der Radikalisierungsforschung der 2000er Jahre angenommen, sieht man von jenen Autoren ab, die sich als psychiatrisch geschulte Mediziner mit dem Terrorismusbefass(t)en. Benslama (2017, S. 26) zufolge fand „das erste Treffen zwischen Klinikern zu diesemThema erst im März 2015 statt. Daraus ging eine Veröffentlichung hervor, in der der BegriffRadikalisierung nur mit Fingerspitzen angefasst wurde“. Die Linksextremismusforschung wurdedemgegenüber bereits bei der Auseinandersetzung mit dem RAF-Terrorismus mit der Frage der psychischen Abnormitäten konfrontiert. Auch in der Rechtsextremismusforschung haben sich Psychologen und Psychiater zu der zu untersuchenden Frage geäußert.

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Bild: Fabian Wichmann