Auszug:
Die vorliegende Studie untersucht reziproke Medieneffekte innerhalb der rechtsextremen Szene in Deutschland und geht der Frage nach, welche Reaktionen durch unterschiedliche Formen der Berichterstattung über Rechtsextremismus bei deren Anhängern ausgelöst werden. Als theoretische Basis der Untersuchung dient das Modell reziproker Effekte nach Kepplinger, wobei davon ausgegangen wird, dass sich der Geltungsraum des Modells durch die starke Identifikation mit der Szene auch auf jene Personen erweitert, die nur indirekt (durch ihre Gruppenzugehörigkeit) von der Berichterstattung betroffen sind. Das praktische Ziel der Arbeit ist es, Ansätze für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Themen rechtsextremen Schwerpunkts für Medienmacher zu finden. In Kooperation mit dem ISRM werden 7 Aussteiger zu ihren Erfahrungen mit Medien in der Szene befragt. Zu den wichtigsten Ergebnissen dieser Arbeit zählt die Erkenntnis, dass die rechtsextreme Führungsriege aktiv Berichterstattung in den Massenmedien rezipiert und systematisch auswertet, um auf dieser Basis ihre politischen Selbstinszenierungsstrategien zu entwickeln. Die Szene reagiert also taktisch auf Berichte in den Massenmedien und versucht diese durch Anschlusskommunikation für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.