Rechtsextreme Gewalt gegen antidiskriminierende Fangruppen im deutschen Profifußball: Eine Lageanalyse und Ansatzverortung für die Anwendung von Community Coaching
Von Jan König.
Auszug:
Innerhalb der letzten Jahre sind in mehreren Fanszenen von professionellen Fußballvereine in Deutschland politisch motivierte Konflikte aufgebrochen. Antidiskriminierend engagierte Fangruppen werden gewaltsam verfolgt, eingeschüchtert und angegriffen, so z.B. in Duisburg, Aachen oder Braunschweig. Das Ziel ist hierbei, das antidiskriminierende Engagement dieser Gruppen im Stadion gewaltsam zu beenden. Die Täter rekrutieren sich hierbei aus rechtsextrem geprägten Hooligan- und Ultra-Gruppierungen desselben Vereins. Bei diesen Gruppierungen existieren Überschneidungen und Bündnisse mit rechtsextremen Netzwerken außerhalb der Fußballszene, insbesondere den Freien Kameradschaften und den Autonomen Nationalisten. Die Hauptakteure in diesen Fan-Konflikten stellen dabei jedoch nur eine Minderheit in der Fanszene eines Fußballclubs dar. So finden sich in einem Fußballstadion unter den Tausenden von Fans in der Regel nur einige hundert Ultras. Die Mitgliederzahl der Hooligan- Gruppierungen überschreitet sogar nur selten den zweistelligen Bereich. Doch gerade diese beiden Arten von Gruppierungen üben durch ihr organisiertes und einheitliches Auftreten erheblichen Einfluss auf die gesamte Fanszene eines Vereins aus. Entsprechend lassen sich die aktuell auftretenden Konflikte auch als Kampf um die Deutungshoheit im sozialen Raum Stadion interpretieren. Dieser Kampf wird durch die gestiegene mediale Aufmerksamkeit überregional verbreitet und besitzt dadurch auch Signalkraft für die Machtverhältnisse in anderen deutschen Stadien. Aufgrund der Bedeutung des Fußballs für das gesellschaftliche Leben ist dieser Konflikt daher von einer nicht zu unterschätzenden Brisanz gekennzeichnet. Dementsprechend stellt sich die Frage, wie sich diesem Konflikt innerhalb Teilen der deutschen Fanszenen zu nähern ist und wie der rechtsextremistisch motivierten Gewalt in deutschen Stadien entgegengetreten werden kann. Um diese Frage zu beantworten, wird dieser Artikel zunächst eine Lageanalyse des Themenfeldes Rechtsextremismus im deutschen Profifußball mit Fokus auf die spezifischen Besonderheiten und den historischen Kontext vornehmen. Anschließend soll das Modell des Community Coachings als möglicher Lösungsansatz für betroffene Vereine und Fanszenen präsentiert werden. Community Coaching stellt dabei ein Modell der Aktionsforschung dar, mit dem Radikalisierung und Extremismus auf lokaler Ebene entgegnet werden soll. Da Community Coaching dabei ursprünglich für deutsche Kommunen konzipiert wurde, werden im Zuge dieses Artikels mehrere Anpassungen an diesem Modell vorgenommen, um die spezifischen Gegebenheiten in der Fanszene und dem Vereinsumfeld zu berücksichtigen.
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