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Outburst – Zur Psychodynamik der Zerstörung von Angst durch Schrecken bei Amokläufen und Selbstmordattentaten.

Von Prof. Dr. Angelika Ebrecht-Laermann.

Auszug:

Im Juli 2016 titelte die Berliner Tageszeitung Der Tagesspiegel „‘German Angst‘ ist ein Mythos“. Eine vom Infocenter der R+V Versicherung unter 2.421 Teilnehmern durchgeführte repräsentative Umfrage, der so genannter Angstindex, habe ergeben, dass von je 100 Befragten 73 % Angst vor Terrorismus und 68 % vor politischem Extremismus haben. Der Artikel schließt daraus, dass die Deutschen sich nicht „aus Prinzip“ und aufgrund irrationaler Ängste fürchteten, sondern „wenn es reale Gründe dafür gibt“. Angesichts der Tatsache, dass 2015 immer noch insgesamt 3.459 Menschen im Straßenverkehr zu Tode kamen, erscheint dieser Befund allerdings befremdlich. Man kann daher vermuten, dass in der Angst vor Terrorismus und Extremismus auch eine irrationale psychosoziale Dynamik zum Ausdruck kommt. Ich möchte sie Zerstörung von Angst durch Schrecken nennen. Als prototypisch für diese Dynamik sind m.E. die öffentlichen Inszenierungen in den Taten von Amokläufern und Selbstmordattentätern aufzufassen. Meine These ist, dass solche Taten unter das kulturelle Muster des von mir so genannten Outburst subsumierbar sind und der Illusion folgen, man könne eine schier unerträgliche Angstspannung durch den plötzlichen Akt einer Idealisierung des Schreckens zerstören bzw. überwinden. Agiert wird dadurch ein Triumph über soziale Realität und politische Ordnung, der Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit in männlich konnotierte Allmacht und Omnipotenz umwandelt.

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