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Exit Crime – Zur Übertragbarkeit eines Aussteigerprogramms für Rechtsextreme auf die kriminelle Rockerszene in Deutschland

Von Alexander Jankowsky.

Auszug:

Kriminelle Rockerbanden werden von internationalen Ermittlungsbehörden als „Outlaw Motorcycle Gangs“ bezeichnet. Sowohl in den Medien, als auch als wahrnehmbarer Akteur der Gesellschaft zeigen diese Gruppierungen von Motorradfahrern eine zunehmende Präsenz in der Bundesrepublik Deutschland. Biografien von Gründungsmitgliedern der großen Motorradclubs (Abk.: MC), Enthüllungsberichte von V-Männern, welche zum Teil jahrelange Wegbegleiter einzelner Charter bzw. Chapter waren und Romane von Kronzeugen und Ex-Mitgliedern stehen regelmäßig in den Neuveröffentlichungen bestimmter Verlage. TV-Serien wie „Sons of Anarchy“ vermitteln zu besten Sendezeiten ein heroifiziertes und romantisches Bild gesetzloser Biker.
Dokumentationen kratzen an der nach außen erkennbaren Oberfläche und spielen mit ihren Interviewfragen den Interessen der Clubs in die Karten und bieten den MCs eine zusätzliche Plattform, auf der sie sich mit vorgefertigten Antworten und Parolen imagetechnisch am Rande der Gesellschaft als freiheitsliebende Männerbünde mit einer Vorliebe für schwere Motorräder positionieren können. Auch die Clubs selbst überzeugen mit einer durchaus professionellen und durchdachten Öffentlichkeitsarbeit.

Im Bereich der Deradikalisierungsarbeit und Ausstiegshilfe für Mitglieder rechtsextremer Gruppierungen wird in Deutschland seit Jahren durch das zivilgesellschaftliche Projekt EXIT – Deutschland eine erfolgreiche und ganzheitliche Ausstiegshilfe praktiziert. Im Laufe meiner Bachelorarbeit möchte ich nun anhand theoretischer Hintergründe aus dem Bereich der Deradikalisierungsarbeit und mit Hilfe der erlangten Kenntnisse über die Rockerszene eine Übertragbarkeit der Arbeitsmethoden von EXIT-Deutschland auf die kriminelle Rockerszene in Deutschland untersuchen. Ich vermute bei der Thematik des Ausstiegs aus derartigen Szenen gewisse Parallelen und Unterschiede die in der Ausgestaltung eines derartigen Konzeptes bedacht werden müssen. Welche Bausteine in der Arbeit von EXIT – Deutschland gelten als sinnvoll und notwendig um eine Ausstiegsarbeit mit Rockern zu ermöglichen?
Welche Bausteine müssten zusätzlich bedacht und entwickelt werden?
Welche Bausteine in der konzeptionellen Arbeit von ‚EXIT‘ Deutschland sind für die Thematik ausstiegswilliger Rocker unwichtig?
Ist eine Übertragung der Ausstiegsarbeit auf Mitglieder der Rockerszene überhaupt möglich und falls ja, welche Schwerpunkte müssten verlagert werden?

Da die Entwicklung einer gesamten Konzeption den Rahmen meiner Bachelorarbeit sprengen würde oder im Gegenzug der Rahmen einer Bachelorarbeit dem Umfang eines derartigen Unterfangens nicht gerecht werden würde, erscheint mir die im Folgenden dargestellte Vorgehensweise als zunächst sinnvoll: Im ersten Teil meiner Bachelorarbeit werde ich mich mit der zu großen Teilen unterforschten, aber auch schwer zu durchdringenden Thematik der Outlaw Motorcycle Gangs beschäftigen. Beschrieben werden die geschichtliche und evolutionäre Entwicklung der Szene von einer subkulturellen Bewegung hin zu zunehmend professionalisierten Akteuren der organisierten Kriminalität. Weiterhin werden die heute vorherrschenden Clubs und deren Struktur und Organisationsform charakterisiert, um sich dadurch ein aktuelles Lagebild über die Szene der MCs in Deutschland zu verschaffen.
Im Verlauf der Arbeit wird gezeigt, dass die Outlaw Motorcycle Gangs als Akteure der organisierten Kriminalität ein gesamt gesellschaftlich relevantes Thema darstellen. Neben den von staatlichen Stellen betriebenen Repressionsinstrumenten, die eine Bekämpfung der Clubs im Ganzen in Angriff nehmen, sollte jedoch auf Mitgliederebenen durch ein zivilgesellschaftlich initiiertes Ausstiegsprojekt sowohl Interventionsarbeit, als auch eine daraus resultierende Prävention, den Maßnahmenkatalog in der Behandlung solch wichtiger Themen, ergänzen.
Als Orientierung dienen bereits bestehende Ausstieghilfeangebote aus der rechten Szene, während am konkreten Beispiel der Arbeit von EXIT-Deutschland eine Übertragbarkeit der Ausstiegshilfe für Rechtsextreme auf die kriminelle Rockerszene in Deutschland untersucht wird.

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