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Editorial

Von Dr. Bernd Wagner.

Auszug:

Das Zentrum Demokratische Kultur wurde im Jahr 1997 gegründet. Der Grund lag darin, angesichts der anwachsenden Virulenz nationalistischer und völkischer Vorstellungen vom Menschen und der Gesellschaft, einen Beitrag für die Ausbildung der demokratischen Kultur zu leisten, die die menschrechtliche Freiheit in den Mittelpunkt stellt. Es sollte ein Maß des Möglichen angestrebt werden, keine Utopien und auch eine Absage an die allgemein ethnisierenden Politiken und Machtvorstellungen, unabhängig von deren Basisphilosopien sein.

Vieles konnte angestoßen und demokratisierende Prozesse angeregt werden. Gleichsam stießen die Initiativen auf erhebliche Hindernisse und globale Vorgänge, die gesellschaftliche demokratisierten, limitierte und kanalisierten, ohne das sich die demokratischen Protagonisten dessen vollumfänglich gewahr geworden sind. Ein Zustand, der bis heute anhält und postdemokratischen Entwicklungen in verschiedenen Entwicklungsrichtungen Vorschub leistet. Eine wichtige Funktion besitzt in diesen Vorgängen der Kampf um Deutungshoheiten, die das politische und mediale Geschäft grundieren und Begriffe als Waffen und Trigger bestimmen. Die Ausdeutungen solcher Begriffe, wie Faschismus, Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus u. a. sind trotz vieler Bemühungen um Rationalität zum wandernden politischen und wissenschaftlichen Gebrauch notiert. Ein Beispiel dafür finden wir in unserem neuen Heft zur Lage in Russland, der anregt, den Faden um die begrifflichen Substanzen erneut aufzunehmen. Dafür sprechen auch einige Erwägungen zur Lage in Deutschland, die auf Probleme der Lageanalyse hinweisen, die nicht selten einem minderen Niveau der Analyse rund um den Rechtsradikalismus unterliegen. Gleichwohl damit ist die Frage der Werte und der Identitäten aufgeworfen, die heute wieder mehr als je tradierter Gewissheiten des Demokratischen entbehren, politische und philosophische Lager und Milieus dekonstruiert, in amorpher Beliebigkeit aufgelöst und in einem allgemeinen Kampf ums Dasein in Staat und Gesellschaft entladen werden.

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