Navigieren / suchen

„Bis an die Zähne bewaffnet mit Schlagzeug und E-Gitarren …“ – Der Wandel rechter Musik in der Bundesrepublik Deutschland

Von Florian Pascal Bülow.

Abstrakt:

Im Alter von 14 bis 29 Jahren hören sie im Durchschnitt fast vier Stunden Musik pro Tag und damit viel mehr als die Angehörigen aller anderen Altersklassen. Neben der rein quantitativen, hat Musik in diesem Lebensabschnitt auch eine starke qualitative Bedeutung für sie. Häufig erfolgt über die Musik der Einstieg in die jeweiligen (Jugend-)Szenen, die oftmals nach den Musikgenres benannt sind. In den 1950er Jahren grenzten sich die Jugendlichen mit dem Konsum von Rock’n’Roll ab und verorteten sich in der Gesellschaft, heute geschieht der gleiche Prozess über Hardcore oder Metal. Es sind aber nicht allein nur junge Leute, die Musik nutzen, um sich von anderen Personen abzugrenzen; Musik ist einer der „Feinen Unterschiede“, über die sich Menschen aller Altersklassen definieren. Anders gesagt: Ich höre, also bin ich.

Das Ausmaß der gesamten rechten Szene in Deutschland ist schwer erfassbar und die Grenzen sind oft fließend. Es drängt sich die Frage auf, was Jugendliche und junge Menschen in unserer Gesellschaft überhaupt dazu bewegt, in rechte Strukturen einzutauchen. Hierbei spielt die Musik offenbar eine maßgebliche Rolle: Rechtsextreme Musik hat sich als eine neue Form rechtsextremer Alltagskultur verselbstständigt. Als Hybridform bedient sich der RechtsRock bestehender Musikgenres und Stilelemente gegenwärtiger Jugendkulturen und ergänzt diese mit Bausteinen einer völkisch-nationalistischen Ideologie.2 Zudem nutzt die organisierte extreme Rechte Musikveranstaltungen strategisch, um ein junges Publikum für ihre Interessen zu gewinnen.
Die Musik stellt für die Akteure ein zentrales, identitätsstiftendes Element dar, welches nicht selten im direkten Kontext von Gewaltverbrechen steht. Zum einen werden über die Songtexte menschenverachtende, gewaltverherrlichende Inhalte transportiert, zum anderen findet bei diversen Konzerten der direkte Aufruf zu Gewalttaten statt.

Die rechte Szene an sich existiert nicht; es handelt sich um ein heterogenes Geflecht aus vielen verschiedenen Szenen und Strömungen. Dementsprechend weitläufig und vielschichtig gestaltet sich das Angebot des rechten Musikspektrums. Das  kulturwissenschaftliche Erkenntnisinteresse stellt nicht die rechtsextreme Musik selbst in den Fokus. Dieser Artikel kann und soll nicht leisten, ein allgemeines Bild über die Rolle von Musik im rechten Milieu zu zeichnen. Vielmehr soll die alltagskulturelle Bedeutung von Musik innerhalb der individuellen Lebenswelt einzelner Menschen analysiert werden.

Sowohl die individuellen als auch die kollektiven Bedeutungsebenen von Musik sind Gegenstand der qualitativen empirischen Untersuchung.

Ganzer Artikel:

PDF