„Saal 101“ – Der NSU-Prozess als 12-stündiges Dokumentarhörspiel
Ausstrahlung am 19. Februar 2021 zeitgleich im Deutschlandfunk und in den Kultur- und Informationsradios der ARD
Unter Federführung der BR-Redaktion Hörspiel/Dokumentation/Medienkunst im Programmbereich Kultur haben ARD und Deutschlandfunk den größten Rechtsterrorismusprozess der deutschen Geschichte als Dokumentarhörspiel aufbereitet: „Saal 101“ heißt die 12-stündige Produktion, benannt nach dem Gerichtssaal des Oberlandesgerichtes München, in dem das Verfahren gegen den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) von Mai 2013 bis Juli 2018 in München stattfand.
Ab Freitag, 19. Februar 2021, werden die 24 Teile im Deutschlandfunk und in den Kultur- und Informationsradios der ARD bundesweit zeitgleich ausgestrahlt. „Saal 101“ bietet ein facettenreiches und differenziertes Bild des NSU-Prozesses jenseits der Schlagzeilen und gibt beklemmende Einblicke in Abgründe der deutschen Gesellschaft. Alle Folgen von „Saal 101“ sind ab 19. Februar 2021 auch als Podcast abrufbar.
438 Prozesstage protokolliert auf mehr als 6.000 Seiten
Das Dokumentarhörspiel beruht auf einer Sammlung von Prozess-Protokollen der Gerichtsreporterinnen und -reporter von ARD und Deutschlandfunk. Diese über 6.000 Seiten umfassenden Protokolle sind ein einzigartiges Stück Zeitgeschichte: Es existiert kein Prozess-Mitschnitt in Ton oder Bild, die Berichterstatterinnen und Berichterstatter protokollierten die mündliche Verhandlung an jedem der 438 Prozesstage. Die Länge des Prozesses wurde von Beobachtern als Tortur insbesondere für die Opfer und Angehörigen der NSU-Taten beschrieben. Im Hörspiel wird das Mammutverfahren plastisch; mosaikartig setzt sich ein Bild zusammen: die Sozialisation der Täter, ihre Radikalisierung in der Nachwendezeit, das Leben der Terrorgruppe im Untergrund, die rechten Netzwerke und die Unterstützerszene, die Rolle des Verfassungsschutzes, die Pannen bei den polizeilichen Ermittlungen (der Taten), die Hoffnung der Opferangehörigen auf Aufarbeitung und Aufklärung durch den Prozess und ihre Enttäuschung, die Verteidigungsstrategien sowie die Fragetechnik des Gerichts.
Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) verübte zwischen 2000 und 2007 zehn Morde – die Opfer waren neun Geschäftsmänner mit türkischen und griechischen Wurzeln sowie eine Streifenpolizistin – sowie zwei Bombenanschläge und 15 Raubüberfälle. Die Anklage gegen die Hauptangeklagte Beate Zschäpe umfasste unter anderem die Mittäterschaft an den zehn Mordfällen sowie eine besonders schwere Brandstiftung.
Jede der 24 Folgen widmet sich in knapp 30 Minuten einem Themenkomplex aus der Beweisaufnahme. Dabei folgt das Dokumentarhörspiel „Saal 101“ nicht der Chronologie des Prozesses. Vielmehr bringt es Zeugenaussagen zusammen, die tatsächlich vielleicht weit auseinanderlagen, jedoch dieselbe Fragestellung behandeln. Das Hörspiel zoomt in die Mitschriften und über diese in den Gerichtssaal hinein.
Präsentiert werden die Radioausstrahlung sowie der Podcast von dem Musiker, Moderator, DJ und Autor David Mayonga. Mayonga wurde 2019 mit dem Deutschen Radiopreis in der Kategorie „Bester Newcomer“ ausgezeichnet. und veröffentlichte das Buch „Ein N**** darf nicht neben mir sitzen“.
Informationen zur Produktion
„Saal 101“, Dokumentarhörspiel auf Grundlage der ARD-Mitschriften aus dem NSU-Prozess 2013-2018 / 24 Teile
Die Autorinnen und Autoren der Mitschriften: Christoph Arnowski, Tim Aßmann, Mira Barthelmann, Oliver Bendixen, Heike Borufka, Frank Bräutigam, Gunnar Breske, Rolf Clement, Gigi Deppe, Eva Frisch, Marcel Fürstenau, Sebastian Hesse, Paul-Elmar Jöris, Ludwig Kendzia, Ina Krauß, Jana Lange, Julian Löwis von Menar, Thies Marsen, Alf Meier, Hans Pfeifer, Eckhart Querner, Matthias Reiche, Holger Schmidt, Stefan Schölermann, Ayca Tolun, Wolfgang Vichtl, Lisa Weiß
Die Sprecherinnen und Sprecher: Bibiana Beglau, Katja Bürkle, Florian Fischer, Martina Gedeck, Gonca de Haas, Ercan Karacayli, Barbara Nüsse, Gabriel Raab, Michael Rotschopf, Thomas Schmauser, Thomas Thieme, Kathrin von Steinburg
Bearbeitung: Katarina Agathos, Julian Doepp, Katja Huber, Ulrich Lampen
Beratung: Tim Aßmann, Ina Krauß, Holger Schmidt
Besetzung: Andrea Fenzl
Komposition: Jakob Diehl und Sven Pollkötter
Ton und Technik: Susanne Herzig, Marcus Huber, Josuel Theegarten und Gerhard Wicho
Regie: Ulrich Lampen, Regieassistenz: Stefanie Ramb
Sendetermine, Podcast und ergänzendes Angebot
Im Deutschlandfunk und in den Kultur- und Informationsradios der ARD:
Freitag, 19. Februar 2021, 20.05 Uhr bis 2.00 Uhr (Teile 1-12)
Samstag, 20. Februar 2021, 20.05 Uhr bis 2.00 Uhr (Teile 13-24)
„Saal 101“ ist ab 19. Februar als sechsteiliges Hörspiel in der Dlf Audiothek App abrufbar.
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